#19 - Das Gefühl der Exklusivität
- MarinJa
- 23. Dez. 2021
- 15 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Jan. 2022

Mmmhhh, wie soll ich anfangen?
Ich habe mir vorgenommen, im Jahr 2022 wieder weiterzuschreiben auf diesem Blog.
Anfang des Jahres hatte ich viele neue Artikel zum Thema Dualseelen, Selbstliebe & den Weg, zurück zu sich selbst zu finden, veröffentlicht. Mitte des Jahres hatte ich einige Texte ziemlich nah aneinander veröffentlicht und mich ein wenig übernommen. Dazu muss man wissen, dass das nicht nur irgendein "Schreiben" ist. Sondern ein Heilungsprozess. Mit jedem Artikel, den ich schreibe, schreibe ich über mich und mein Leben, mein INNENLEBEN. Das hat ganz andere, energetische Auswirkungen auf unser System, als wenn ich aus dem Kopf heraus einen Artikel schreibe. Das ist auch Arbeit. Aber eine andere Form der Arbeit.
Meine Art der Arbeit hat viel mit eigenen Heilungsprozessen zu tun.
Und das spüre ich auch immer wieder sehr deutlich, wenn ich "zuviel" auf einmal veröffentliche und dann merke, dass mein System es nicht mehr verarbeiten kann.
So ging es mir Mitte des Jahres, als ich eben ein paar Artikel, ziemlich nah aneinander gereiht, veröffentlichte und merkte, "puuh, jetzt brauche ich eine Pause von diesem Thema." Die habe ich mir dann auch genommen. Ich habe auch gemerkt, dass ich meine Energie noch ein wenig mehr regulieren möchte. Das heißt, wenn es möglich ist, lieber gleichmäßig verteilt immer wieder einen neuen Text, statt einmal zu viele und dann vielleicht zu wenige. Das probiere ich mal aus. Das ist kein Ziel, das ich erreichen muss. Denn so gehe ich mit mir selbst nicht mehr um. Sondern einfach eine Anregung, eine Inspiration für mich selbst. Wenn es klappt, klappt es, wenn es nicht klappt, kann ich auch damit leben und ich liebe mich genauso doll wie vorher.
So mache ich das mittlerweile. Denn ich habe erkannt, dass ich schon gut genug bin. Und es nicht erst werden muss. Und da wären wir: Das hätte ich so nicht gedacht, doch tatsächlich bei einem ziemlich reibungslosen Übergang ins eigentliche Thema. Die Exklusivität!
Die Exklusivität ist etwas, das vielleicht nicht alle von uns so gut kennen.
Exklusiv zu sein. Etwas Besonderes. Einzigartig. Irgendwie wird es uns zwar oft so suggeriert, vor allem, im Bezug auf das individuelle Gestalten von "äußerem Kram", der uns ein Gefühl des Individuellen vermitteln soll. Aber gleichzeitig werden wir halt doch, im Laufe unseres Weges erst einmal auf ein INNERES Bewusstsein des guten Durchschnitts trainiert, mit dem wir uns zufrieden geben dürften. Tun aber nicht alle. Ich zum Beispiel. Irgendwie ist mir gestern aufgefallen, dass es mir ein wenig fehlt, ein wenig exklusiver zu sein. Und gleichzeitig macht mir das auch Angst. Weil ich es nicht kenne und ich, wenn mir jemand wirklich Aufmerksamkeit schenkt, schon alleine dadurch nervös werde, wenn ich weiß, jemand hört mir, physisch anwesend, zu.
Denn, dass mir jemand nicht wirklich zuhört, kenne ich viel besser als dass mir jemand zuhört. Das Ganze hat sich dahingehend schon verändert, dass ich es wirklich versuche, mir selbst zuzuhören. Ich weiß manchmal nicht, in wie fern ich das schon schaffe, aber meine innere Ausrichtung zu mir selbst meint es definitiv ernst mit der Selbstliebe.
Das ist mir mittlerweile auch bewusst. Auch habe ich mich in den letzten Jahren zu mir selbst in eine größere Exklusivität gerückt, indem ich versuche, mich wirklich nur noch mit Menschen, Dingen und Tätigkeiten zu umgeben, die ich wirklich möchte und mir guttun. Das war ein langer Prozess, in dem ich sehr viele Ängste überwinden musste. Denn so etwas zu "dürfen", war bei mir definitiv nicht abgespeichert. So etwas galt in meiner Herkunft eher als "böse" oder "komisch" oder "egoistisch". Das Bewusstsein, in dem ich aufgewachsen bin, hieß: "Du hast zu nehmen, was du bekommst. Du hast keine Wahl. Du musst froh sein, wenn du überhaupt was bekommst und dich wer nimmt oder dir was gibt." Ja, vielleicht verstehst du jetzt, wie viel nicht vorhandene Exklusivität ich kenne und wie viel Mut, Kraft und Energie es kostet, da raus zu wachsen. Und in welchem Selbstwert und Selbstbild und somit, Leben, man steckt, wenn man solche Glaubenssätze hat. Du bist nichts wert. Du bist das, was übrig bleibt. Du musst dich dem unterwerfen, was dich nimmt. Du musst froh sein, wenn DICH wer nimmt, im Umkehrschluss: du bist nichts Besonderes, du bist etwas Wertloses, Billiges, das eigentlich niemand braucht und haben will. Und so fühlte ich mich auch immer und so wurde ich auch lange behandelt. Ah, und wenn mich wer "nimmt", aus Versehen oder weil er sonst nichts hat oder gefunden hat, und er sich mir erbarmt, dann muss ich ganz brav sein und tun, was derjenige sagt, sonst brauche ich mich nicht wundern, wenn er mich wieder rausschmeißt und nicht mehr haben will. Das war meine Realität. Verstehst du jetzt?
Ich habe es auch echt weit geschafft, mein Leben dahingehend zu verändern, dass die meiste Zeit mir und meinem Zuhause gewidmet ist, ich nur noch selten "weg" muss und ich alles so arrangiere, dass ich die meiste Zeit bei mir selbst und Zuhause sein kann. Das freut mich sehr. Denn früher hatte ich immer das Gefühl, dass es sich falsch anfühlt, die meiste Zeit des Tages irgendwo zu sein, was nichts mit meinem eigenen Zuhause zu tun hat. Das ist doch seltsam. War es zumindest für mich. Seitdem ich die meiste Zeit zuhause bin, (und das bin ich nun immerhin seit September 2017), fühlt es sich schonmal ziemlich richtig an, und exklusiv. Denn meine Prioritäten haben sich definitiv neu angeordnet und ich habe den Fokus auf mich selbst gerichtet und geguckt, wie ich mich selbst an die erste Stelle in meinem Leben setzen, stellen oder legen kann ;)
Was hat das Ganze jetzt mit dem Thema Dualseelen zu tun?
Nun ja, gestern bekam ich eine Nachricht von einer Dame (man muss dazu sagen, dass ich wirklich gar keinen Kontakt zu meiner Dualseele habe, auch nicht zu irgendeinem Umfeld von ihm oder von früher - wirklich nichts mehr), und sie mir mitteilte, dass sie dasselbe mit "ihm" erlebt hat, wie ich. Und einer meiner ersten Gedanken war, dass das eine ziemliche Ironie in sich trägt.
Einer meiner ersten Gedanken war: "Natürlich. Das war ja klar." Da ist es wieder, das Gefühl,
EINE von VIELEN zu sein in seinem Leben. NICHT DIE EINE. Sondern eine, von VIELEN.
Ich hatte kurz überlegt, ob ich laut loslachen soll oder weinen. Ich habe mich dann dafür entschieden, meinem inneren Kind die Aufmerksamkeit zu schenken, die es braucht, als ich fühlte,
wie viel Traurigkeit es in mir (also meinem inneren Kind) auslöste, dass es immer wieder das Gefühl vermittelt bekommt, nichts Besonderes zu sein. Eine von Vielen! Eine, die man schnell wieder vergisst. Eine die nichts hat, was einen längerfristig bleiben lässt. Traurig oder?
Ein zweiter Gedanke, der bei dem Lesen und Verdauen dieser Nachricht ausgelöst wurde, war der Gedanke: "Ah ja, jetzt bin ich nicht nur beim Sex NICHT exklusiv gewesen, weil da war ich damals angeblich auch eine von Vielen, sondern ich bin auch eine von Vielen, die DAS (also die "Liebe" usw.) mit ihm erleben. Klar.... dachte ES in mir. Was sonst!? (Beim "Sex" meine ich nicht
insgesamt "Eine", sondern in dem Zeitraum, nicht nur "die Eine". Du verstehst das hoffentlich so,
wie ich es meine.)
Ich finde diese Gedanken, die da ausgelöst werden, wichtig für meine eigene Reflexion.
Denn das ist ein Gefühl, das ich sehr gut kenne. Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen.
Vor zwei Jahren hatte ich meine Eltern nochmal besucht (wir haben keinen Kontakt mehr) und ich saß das erste Mal, seit ich mich erinnern kann (mag sein, dass mein Gehirn was verschluckt hat), aber das erste Mal saß ich da ganz ALLEINE mit meiner Mama und meinem Papa. Mein inneres Kind hatte das richtig genossen. Einfach mal nur mit Mama und Papa auf der Terrasse sitzen. Und sie hatten nichts anderes zu tun außer den Besuch von mir zu "genießen". Das tat gut.
Ich spürte ein richtig gutes Gefühl dabei, seine Eltern mal "für sich" zu haben. Denn daran kann ich mich nicht so gut erinnern, dass so etwas oft vorkam. AUFMERKSAMKEIT zu bekommen.
Das ist etwas, was ich nicht so gut kenne und auch dementsprechend dann nicht so gut damit umgehen kann, wenn es mal passiert. Muss ja alles geübt sein.
Für mich war meine DUALSEELE etwas Exklusives. DER MENSCH DAHINTER. Den wollte ich
gerne kennenlernen, weil ich diesen Menschen interessant fand, diese Seele. Doch diese Möglichkeit bekam ich nie. Ich wollte von ihm wissen, wer er ist. Nicht von anderen.
Nicht, weil ich ihn auf einen Sockel stellen will und ihn anhimmeln und anbeten. Ich steh fest auf dem Boden, keine Sorge. Das musste ich mir nämlich auch schon oft anhören. Um mein Geerdet SEIN muss sich niemand sorgen. Wohl eher darum, dass ich nie gelernt habe, zu fliegen und viel
zu sehr auf dem Boden stehe - finde ich persönlich zumindest.
Geerdeter kann man nicht sein, als ich bin. Ich kenne die Dunkelheit und ich weiß, wie das Mensch-SEIN funktioniert - im wahrsten Sinne des Wortes. Ich bin aber auch eine sehr wache Seele, die Gaben und Talente hat. Und die kann die Erde ganz gut gebrauchen, finde ich.
Ich sehe gut, ich höre gut. Ich kann gut atmen. Situationen gut einschätzen. Es ist alles in Ordnung mit meiner Wahrnehmung. Ich bin auch sehr gut darin, Menschen realistisch einzuschätzen. Und dennoch bin ich auch ein Mensch, der ein Gefühl für Menschen hat. Dafür, was sie sind. Was sie sein könnten. Was sie sind, wenn sie nicht nur in ihren Geschichten hängen würden. Und das finde ich eine ziemlich schöne Eigenschaft von mir. Ich glaube an manche Menschen. Nicht mehr an alle, aber ich KANN es. Und das finde ich toll. Ich finde es toll, dass ich ein Mensch bin, der an andere glaubt und daran, dass sie mehr sein können als das, was sie schon immer waren.
Ich habe nämlich irgendwie das Gefühl, sobald man jemandem das Gefühl der Exklusivität gibt, dass das auch manchmal gar nicht so erlaubt ist.
So als dürfte man das nicht. Oder ist das nur meine Realitäts-Bubble, in der ich mich befinde, weil ich mir da ein Thema ansehen soll, das ich eben mitbekommen habe?
Auf alle Fälle hatte ich auch immer das Gefühl, wenn ich ihm das Gefühl der Exklusivität gebe, dass mir dann immer suggeriert wird, dass ich das nicht machen soll und dass das irgendwie "nicht ganz normal" ist? Wisst ihr was ich meine? Aber ganz ehrlich: Wollen wir nicht alle mal das Gefühl geschenkt bekommen, etwas Besonderes für Jemanden zu sein? Das ist doch, ganz realistisch betrachtet, etwas richtig Schönes. Also ich find´s toll und wünsche mir so etwas in meinem Leben für die Zukunft schon noch, erleben zu dürfen. Ich muss kein Star sein. Das ist mir viel zu anstrengend. Ich lebe gerne ruhig, zurückgezogen und für mich. Denn das sind Eigenschaften, die habe ich mein ganzes Leben trainiert. Und die gehören auch zu mir und möchte ich auch nicht missen. Das gehört auch irgendwie zu meiner Berufung. Dadurch entstehen Bücher, Texte und Reflexionen, die zur Heilung führen. Aber in bestimmten Lebensbereichen die #1 zu sein, das finde ich schon ganz gut und eine schöne Vorstellung.
Ich glaube, durch diese Realitäts-Bubble, in der ich lebe und worin ich aufgewachsen bin, hatte ich immer das Gefühl, alles teilen zu müssen. Ich kann mich an eine Situation als Kind erinnern, da waren wir beim Sankt Martins Umzug. Und da hatte jemand Kuchen gebacken. Dieser Teig war in Enten-Formen gefüllt worden. Ich aß eine davon. Und es schmeckte so köstlich. Dieser TEIG.... Ich hatte so etwas nie wieder gegessen. Es war jetzt auch nicht so, dass ein Stück davon zu groß gewesen wäre. Und dann kam jemand, und wollte von dieser kleinen Kuchen-Ente wieder etwas abhaben. Und da ich immer schon sehr ruhig war und lange nicht lernte, NEIN zu sagen oder eben, auch einfach mal was NUR FÜR MICH SELBST beanspruchen zu dürfen, gab ich ihm ein Stück. Aber mein INNERES sagt bis heute, dass ich das EIGENTLICH nicht wollte. Ich wollte alles alleine essen. Und das ist okay. Es ist okay, nicht überall teilen zu wollen, nicht überall was abgeben zu wollen. Und das lerne ich langsam erst heute. Zu Teilen hat Vorteile und es ist wichtig, das zu lernen und zu können. Aber was ich lernen muss ist, dass ich das Recht habe,
nicht alles und immer teilen zu müssen. Und ich dann teile, wenn ich es wirklich will und wenn ich es nicht will, es nicht mehr tue. Sondern es für mich beanspruchen darf. FERTIG AUS!
Wenn man in einer Umgebung aufwächst, wo man lernt, vieles zu Teilen, dann hat das Vorteile. Man versteht eben, dass man nicht der oder die Einzige mit Bedürfnissen ist. Und es einige Vorteile hat, zu Teilen und einander zu geben und zu unterstützen. Doch ich finde es ein wenig übertrieben, wenn man nie das Gefühl hat, etwas nur für sich selbst beanspruchen zu dürfen oder das Teilen zur Pflicht wird. Das ist irgendwie, zumindest in manchen Lebensbereichen, ein seltsames Gefühl, stelle ich auch während dem Schreiben gerade fest. Mir war das auch vorher noch gar nicht so bewusst.
Dieses Muster spiegelte sich bei "IHM" dann auch deutlich.
Ich muss sagen, der Mensch, mit dem ich beispielsweise eine Beziehung eingehe, den teile ich bis dato noch nicht so gerne. Mag sein, dass das oldschool ist. Aber bisher bin ich eher auf dem Weg, DASS ich mal nicht mehr teilen muss, und nicht anders rum. Mir ist es nämlich schon öfters passiert, (Zufall, kein Zufall?) dass ich das Gefühl hatte, ich teile ein wenig zu viel mit anderen... damit meine ich nicht nur die Erfahrungen mit meiner Dualseele, sondern das ständige Gefühl in allen Beziehungen, dass man eben nicht "die Einzige" ist, dass da noch ein paar andere rumlaufen, die auch genauso gut sind. Oder man nur der Ersatz für die Exfreundin ist, über die man noch nicht hinweg ist (und man sogar mit diesem Namen "aus Versehen" angesprochen wird) Oder das Gefühl, dass man ja eh nur einer von Vielen ist, die schnell wieder weg sein werden... Oder das Gefühl, dass man sich gar nicht so viel Einbilden braucht und denken, man sei was Besonderes. Oder man noch ein paar andere hat, die warten, beglückt zu werden, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt.. usw... alles schon erlebt...
Ja, aber mal ganz ehrlich, warum denn nicht? Warum sollten Wir nicht etwas Besonderes sein dürfen für Jemanden? Wenn ich mein Leben gerne so verbringen will, dann darf ich mir eine Realität erschaffen, wo ich etwas Besonderes, Exklusives bin. In aller erster Linie für mich selbst - aber auch in anderen Bereichen, die mir wichtig sind.
Und das finde ich auch total toll. Wenn mich ein Mensch fragen würde, ob er das verdient hat, etwas Exklusives zu sein, etwas Besonderes, würde ich auf der Stelle JA sagen. Ich wäre auch mit diesem Menschen nur befreundet, WEIL sie für mich etwas Besonderes darstellen würden. Ich habe nämlich keine Freunde, um Freunde zu haben, sondern, weil ich bewusst einen Menschen auswähle, in meinem Leben zu sein, und ich in dessen Leben, weil man sich liebt und guttut und etwas in das Leben des anderen bringt, was der jeweils andere sehr gut findet. Und genauso möchte ich auch behandelt werden. Auch bei Männern. Ich bin nämlich etwas besonderes, einfach weil ich bin, wie ich bin. Weil ich ich selbst bin. Nicht, weil ich etwas besonderes leisten muss, tun muss, oder weil ich besonders aussehen muss. Sondern, weil ich so bin, wie ich bin. Und ich dafür geliebt werden darf, was ich bin. Und was ich auch nicht bin. Exklusivität hat nicht nur irgendwer verdient, der gesellschaftlich als perfekt eingestuft wird, weil es die Zeit gerade so vorgibt.
Exklusivität ist etwas, das im Grunde jeder verdient hätte, weil wir alle Einzigartige Wesen sind.
Es ist nicht so, dass ich das schon wirklich verstanden hätte. Dafür habe ich viel zu viele Minderwertigkeitskomplexe und Selbstzweifel und kenne das Gefühl der Exklusivität noch viel zu wenig. Aber ich wäre offen, das mal kennenzulernen. So ganz exklusiv. Zwischen mir selbst und mir. Und zwischen mir selbst und speziellen Menschen, mit denen ich einen Teil meines Lebens teilen möchte. Ich glaube, wenn man in einer großen Familie mit Geschwistern, Jobs, Bekannten und Verwandten aufgewachsen ist, dann ist das Gefühl der Exklusivität automatisch ein wenig nach hinten gestellt. Oft lernen wir dann eher, unsere Bedürfnisse ein wenig nach hinten zu stellen, weil wir spüren, dass da keiner ist, der die Zeit, Liebe und Energie hat, so speziell auf uns einzugehen. Wenn wir irgendwo hingehen, dann sind wir oft ein Kunde von vielen Kunden und wieder bekommen wir das Gefühl, ein wenig abgehakt zu werden auf einer endlos langen ToDoListe, die keiner mehr managen kann, weil es einfach viel zu viel ist. In Jobs hatte ich oft das Gefühl vermittelt bekommen (durch spezielle Worte und Gespräche), dass man eh nichts "Gescheites" ist für die Firma. Joa, Danke. -für nichts. Diese Firmen waren auch für mich nichts "Gescheites", stellte ich dann fest, als ich meinen Selbstwert langsam anfing, zu heilen und erkannte, dass es unterirdisch war, mit was ich gelernt habe, mich zufrieden zu geben. Und was ich da gelernt hatte, mir geben zu müssen. Aschenputtel lässt grüßen. Die beste Metapher für Menschen mit angeknackstem Selbstwert.
Ich habe das Gefühl, ein wenig aus dieser Bewusstseins-Bubble aussteigen zu wollen.
Ich möchte gerne mal das Gefühl von einem Mann empfangen, für ihn etwas Exklusives zu sein. Und vielleicht geht es dafür erst einmal darum, in sich selbst dieses EXKLUSIVE zu entdecken und
für sich zu leben. Von Innen nach Außen seine Realität neu zu gestalten.
Ich wäre gerne mal etwas Besonderes für einen Mann.
Das Gefühl, dass er auf mich gewartet hat, nicht auf Josephine, Jaqueline, Vanessa, Lara, Joline, und was weiß ich noch alles. Und dass ich nur "eine von denen bin, wo ich bald auch dazugehören werde".
Sondern DIE EINE, die er nicht mehr gehen lassen will, weil er weiß, was er an mir hat.
Und ich glaube auch, dass das nicht nur ein "unerlöstes inneres Kind Thema ist", weil wir von Mama und Papa nicht genug Liebe oder Aufmerksamkeit (gefühlt) bekommen haben, sondern dass es auch unser Recht ist, wenn wir es uns denn zugestehen, das empfangen zu dürfen. Wenn es wirklich wahr ist, dass wir Schöpfer/-in unseres Lebens sind, dann ist es ja auch meine Möglichkeit, mir ein Leben in einigen Bereichen zu erschaffen, wo ich nicht mehr das Gefühl bekomme, eine leicht auszutauschende Nummer zu sein, die man überall her haben kann, sondern mich mit Menschen zu umgeben, die einem das Gefühl schenken möchten, etwas Besonderes für sie zu sein. Und wenn ich das Ganze umgekehrt betrachte, dann finde ich ja auch, dass Andere das ebenfalls verdient haben, so behandelt zu werden. Also warum nicht auch ich selbst?
Was mich an der Nachricht auch etwas aufgewühlt hatte, war das Gefühl, dass ich, seit ich diesem Menschen begegnete, was ziemlich lange her ist, und man kann ja nicht mehr davon sprechen, dass wir uns realistisch betrachtet noch kennen, und auch noch nie wirklich gekannt haben. Denn bei drei Wochen kann man zwar intuitiv einiges erspüren, dennoch ersetzt es nicht ein gemeinsames Leben auf der physischen Ebene, wo man sich tagtäglich ein Leben zueinander schenkt und sich bewusst, physisch kennen lernen kann. Und das wurde mir gestern auch wieder bewusst, als ich die Nachricht las, dass seit ich dieser Seele begegnete, ich noch nie die Chance hatte, IHN durch SEINE Erzählungen und durch das ZUSAMMENSEIN MIT IHM, diesem Menschen selbst, kennen zu lernen. Es war schon damals so, als ich ihn traf, dass ich ihn vielmehr durch die Brille und das Selbstbild anderer kennenlernte, als durch die Gespräche mit ihm. Ständig kamen irgendwelche Frauen, die ich nicht darum gebeten habe, und hatten mir erzählt, wer er angeblich ist, und was er angeblich machte, fühlt und sei. Das ist so ätzend. Ich kenne das aus meiner Vergangenheit. Alle wissen angeblich, wer du bist. Es werden Märchen, Lügen und Geschichten über einen erzählt, die wiederum Beziehungen zu Menschen zerstören, die dich nur durch die Brille und Erzählungen anderer kennen. Und das beeinflusst uns nun Mal. Selbst den reflektiertesten Menschen beeinflusst unbewusst, was er über dich gehört hat.
Selbst bekommt man dann gar keine Chance mehr, zu erklären, wer man wirklich ist, weil einem andere schon abstempeln, bevor sie mit dir geredet haben und auch schon bestimmte Gedanken eingepflanzt bekamen über dich und dein Wesen. Das setzt nicht immer eine gute Grundlage voraus. Und genauso ist es hier. All diese Frauen waren in SEINER Realitäts-Bubble. Da wo er aufwuchs. Da wo es schon Geschichten, Märchen, Lügen, Intrigen, Gerüchte und vielleicht auch ein Stück Wahres (keine Ahnung) von ihm gab. Die Bubble, wo man selbst irgendwann schon glaubt, dass man das ist. Weil alle um einen herum es einem erzählen und/oder suggerieren. Das Selbstbild der eigenen Eltern. Wenn man Glück hatte, war es ein Gutes. Wenn nicht so viel Glück da war, hat man ziemliche Probleme.
Ich kam aus Versehen in diese Bubble - durchs Leben hingeführt - und zack, bekam ich ohne Gefragt zu werden, alles ab, was ANDERE über ihn denken. Aber in Wirklichkeit hat mich das nie interessiert. Mich hätte es immer interessiert, ihn exklusiv kennen zu lernen. Als Mensch. ALLEINE. Durch meine Brille. Mein Selbstbild. Sein Selbstbild. Seine Worte. Durch seine Brille. Mich hat es nie interessiert, ihn durch die Brille anderer kennen zu lernen, weil ich selbst weiß, dass wir auch immer nur eine Projektion für andere sind, und man nie davon ausgehen kann, dass es stimmt, was andere über einen erzählen. Man kann viele Rollen einnehmen für andere. Je nachdem, was wir füreinander spielen, brauchen oder darstellen sollen. Aber man kann sich aus Rollen auch heraus entwickeln. Aber meistens muss man dafür sein altes Umfeld verlassen.
"Die Realität" ist immer vermischt, wenn wir über andere erzählen, vermischt mit unseren eigenen Projektionen. Deshalb glaube ich an solche Sachen nicht. Wir spielen Rollen für andere. Seelische Rollen. Und manchmal brauchen wir ganz schön viel Energie, um aus diesen Rollen rauszukommen. Manchmal glauben wir von uns selbst schon, dass wir nicht mehr sind als diese Rollen.
Und was mir auch nochmal mehr bewusst wurde war, dass unsere Liebe niemals eine Chance hätte in einer Realität, wo wir aufgewachsen sind. Weder in seiner Umgebung, wo er aufwuchs, noch dort, wo ich aufwuchs. Denn dort herrschen kollektive Glaubenssätze über unsere Person. Dort ist schon fest geschrieben, wer wir angeblich sind, was wir angeblich tun und lassen sollen. Dort weiß angeblich schon jeder alles über uns, wer wir sind und nicht sind. Und manchmal hätte eine Liebe nur dann eine Chance, wenn man irgendwo anders, neu anfängt, wenn man wo anfängt, eine neue Identität von sich aufzubauen.
Irgendwo, wo Menschen noch kein Bild von einem im Kopf haben.
Wo Menschen einem neutraler und neuer kennenlernen können. Nicht wissen, wo man herkommt. Welche Familiengeschichten es gab, welche Verflossenen man hat oder welche(r) Partner/Partnerin man mal bei Jemand anderen war. Welche Berufe man mal hatte oder welche Bildung man mal genoss. Welche Art und Weise man irgendwann mal hatte, sich zu verhalten oder auszudrücken. Welche sexuelle Ausartung das vergangene Ich einmal genoss. Wir haben alle eine Vergangenheit. Das muss unser Gegenwarts-Ich aber überhaupt nicht mehr definieren. All das könnte man dann mal hinter sich lassen und sich selbst neu entdecken. Die Gegenwart würde nicht mehr von unserem vergangenen Ich bestimmt sein, sondern von der jetzigen Zeit, wo wir neu entscheiden könnten, wer wir morgen sein möchten.
Man könnte selbst neu anfangen. Alleine oder mit jemand anderem. Mit einem neuen Selbstbild. Einer neuen Realitäts-Bubble mit neuen Menschen, die einen vielleicht mal auf eine ganz neue Art und Weise kennen lernen.
Vielleicht auch Menschen, die nicht nur den Schatten in uns sehen, sondern das Licht widerspiegeln, das vielleicht noch nie die Gelegenheit hatte, zum Vorschein zu kommen.
Wo man seine alte Identität hinter sich lassen kann. Und ein neues Leben und eine neue Liebe überhaupt eine Chance hat, zu wachsen, zu erblühen und zusammenzufinden. Die Liebe in sich selbst. Und die Liebe zu anderen Menschen. Ganz exklusiv eben...
Das waren meine Gedanken.
Die Liebe hat nur dann eine Chance, wenn wir ihr eine geben.
Und wir geben uns nur selbst eine Chance, neu anfangen zu dürfen, wenn unsere
Selbstliebe größer ist als der Struggle über unsere Vergangenheit. Wenn wir uns selbst verzeihen,
dass wir ein vergangenes ICH haben, das auf eine bestimmte Art und Weise gelebt hat.
Das heißt aber nicht, dass man das für immer sein muss. Wir können und dürfen uns
selbst auch immer wieder neue Chancen geben, uns selbst neu zu erfinden, wenn wir
Sehnsucht danach verspüren, auf dieser Erde eine neue Identität zu bekommen und nicht für immer
der Schatten unserer Ursprungsfamilie, Vergangenheit oder alten Herkunft zu sein.
In dem Sinne.
Entdecke, wer Du immer schon warst.
Love. MarinJa
© I MarinJa I 23.12.2021
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