Trauma-Response in Dualseelenbeziehungen (mit verschiedenen Theater-Protagonisten)
- MarinJa
- 25. Mai
- 11 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Juni

Es ist fast zweieinhalb Jahre her, dass ich das letzte Mal hier einen Text geschrieben und veröffentlicht habe. Manchmal kommt das Leben dazwischen und ein paar neue Aufgaben warten auf der materiellen Ebene, angegangen zu werden. Bei mir ist die letzten zweieinhalb Jahre auch vieles passiert. Ich weiß nicht genau, ob ich sagen kann, dass NEUES passiert ist, aber es ist auf alle Fälle das ein oder andere DA gewesen, was angesehen werden wollte, sich verkörpert hat, in mein Leben kam und auch wieder ging. Vieles hat sich angefühlt wie ein Echo aus der Vergangenheit: "Oh Hallo Marina, wir kennen uns doch. Ich komme nochmal in grün vorbei. Mal schauen, ob du mich so reinlässt oder mich wieder entlässt, wenn ich mich dir zeige."
Allgemein habe ich gelernt, mein Leben aus einer Beobachter-Perspektive zu betrachten.
Mich und meine äußere Realität immer wieder beobachtend anzusehen. Was zeigt sich da? Wie reagiere ICH darauf? Was versteht mein SYSTEM unter den Worten: Liebe, Bindung, Nähe, Kontakt? (Erkennt man gut daran, welche Menschen man so trifft, die man emotional und sexuell interessant und anziehend findet).
Welche Gefühle nehme ich IN MIR wahr? Was ist meine emotionale und körperliche Reaktion auf das, was geschieht und vor mir sichtbar wird? Ich persönlich finde das enorm wichtig, um nicht mehr IDENTIFIZIERT zu sein mit meiner Realität, sondern ein stiller, freundlicher, wohlwollender und doch wacher BEOBACHTER dessen zu werden, was in dem eigenen Schauspiel mit wechselnden Protagonisten und ähnlichen Themen so vonstatten geht.
Ein großes Thema meines Schauspiels und immer wiederkehrendes Theaterstück ist bei mir das Thema Beziehungen und Bindung. Ich würde behaupten, ich hab ein Bindungs- und Entwicklungstrauma abgekriegt, das es minimal (völlig untertrieben) erschwert, eine gesunde Bindung in meiner äußeren Realität zu sehen und aufzubauen.
Was ich bereits gelernt habe ist, dass NICHT ICH das Problem bin. Denn dass ich in eine frühere Konstellation geboren wurde, wo Bindung und Beziehung auf eine nicht existente Art und Weise gelebt wurde, dafür kann ich nichts. Man könnte jetzt aus der spirituellen Bubble heraus sagen, ich habe mir meine Eltern ausgesucht und wollte das als Seele so. Kann ich nicht beurteilen. Was ich beurteilen kann ist: Als MENSCH wollte ich es sicher nicht so. Und das zählt für mich viel mehr - mittlerweile. Es mag tröstend sein, sich in einer Zeit, in der man völlig verzweifelt ist und sich nicht mehr vorstellen kann, weiterleben zu wollen, sich in einer Wahrheit aufzuhalten, die einem sagt, dass das eine FREIE ENTSCHEIDUNG gewesen sein soll, dass man in ein Umfeld geboren wurde, das einem jegliche körperliche, finanzielle und emotionale Nähe verwehrt, einem viel mehr lernt, was BINDUNG nicht bedeutet als vorzuleben, was BINDUNG, Nähe, Wärme und Intimität bedeutet, ohne dabei übergriffig zu sein. Es mag sein, dass einem das in einer bestimmten Zeitspanne seines Lebens irgendetwas gibt - Hoffnung, eine Wahrheit, an die man sich klammern kann.
Vor allem aber bestätigt sie einem das, was man schon als Kind lernte: dass man wohl selber dafür verantwortlich ist und "Schuld" daran hat, dass man das erleben muss. Aus heutiger Sicht würde ich schlicht und ergreifend behaupten, dass hier eine Schuldumkehr (blame reversal) stattfindet, die auf die spirituelle Ebene umgewälzt wird. Fakt ist aber meiner Meinung nach und das macht das Leid irgendwie noch unkontrollierbarer (prüfe ob du schon dazu bereit bist, das zu halten):
Dass du überhaupt nichts dafür kannst, was dir passiert ist.
Ich bin auch momentan der Meinung, dass das richtig ungerecht ist.
Und es macht es nicht leichter, weil es so eine Kontrolllosigkeit in einem verursacht und auslöst, dass sie schlicht und ergreifend an manchen Tagen kaum auszuhalten ist.
Wieso bekommen andere so viel, und ich so wenig?
Wieso musste ich mein Leben lang so viele Schmerzen ertragen und andere nicht?
Wieso habe ich so eine miserable Grundlage in meinem Leben mitbekommen und andere haben abgestaubt ohne Ende?
Wieso muss ich jeden Tag so durchs Leben gehen und andere nicht?
Diese und weitere Fragen stellt man sich doch als Mensch, wenn man ein schlechteres Los als andere gezogen hat. Sein dysreguliertes Nervensystem einem jeden Tag daran erinnert, welchen Müll man in seinem Körper gespeichert hat aufgrund der ERFAHRUNGEN, die man im Laufe seines Lebens so gemacht hat.
Ich denke, die einzige Verantwortung, die wir haben, ist nicht die der Verantwortung für die Ursache, sondern dafür, dass wir uns entscheiden dürfen oder können, dass wir HEILEN dürfen (Soweit es eben möglich ist, denn auch hier wären wir bei strukturellen Ungerechtigkeiten, was Hilfe und Unterstützung angeht in notwendigen Biografien.)
Dass wir lernen, das RECHT zu haben, existieren zu dürfen, ist Aufgabe genug. Es ist das, was uns am schwersten fällt: fühlen zu können, dass wir das RECHT haben, existieren zu dürfen. Oder? Weit weg: Dass wir das Recht haben, gut behandelt zu werden, überhaupt Rechte, Bedürfnisse zu haben und dann noch: geliebt zu werden! WTF. Kein Wunder, dass all das für uns so weit weg erscheint, was für andere täglich selbstverständlich ist.
Ich kann es nicht fühlen. Kannst du es spüren?
Und ich weiß auch, woher das kommt:
fehlende Bindung (zu wenig gespiegelt bekommen, dass man liebenswert und gemocht ist)
geringe Wertschätzung: Abwertungen, die einfach nur ekelhaft sind von Menschen, die uns einst beschützen, lieben und hüten sollten.
Erniedrigungen vom Feinsten, die nicht nur unsere Fähigkeiten, sondern auch unsere Gefühle, Gedanken und unseren persönlichsten Kern erreichten. --> "Dich wird nie jemand lieben." "So wie du dich benimmst, brauchst du dich nicht wundern, wenn du verlassen wirst." etc.)
Das ist keine Bindungserfahrung, die man als Mensch braucht, das ist höchst narzisstisches Verhalten kranker Menschen, die ihren eigenen Müll nie aufgeräumt haben, sondern schön auf dich überlagert haben, damit du krank wirst. DAS ist ebenfalls keine Liebe, sondern Missbrauch.
WIR sind in einer Umwelt groß geworden, die KRANK macht und unser "Normal" wurde.
Das einem nicht existieren ließ.
Das einem lernte, wie unfähig, ungeliebt und wertlos man sei.
Kein Wunder also, dass wir so lange, auch als Erwachsene damit struggeln, eine(n) Partner:in zu finden, die eine neue BASIS repräsentiert. TRAUMA-RESPONSE. Immer wieder die alte Realität in einem neuen Gewand. In grün, braun, blau, lila, bunt, weiß, schwarz. Kannst du was dafür? Nein. Kannst du gut für dich handeln lernen, um auf dieses Theaterstück immer weniger zu REAGIEREN und dich nicht mehr auf so eine Art BINDUNG einzulassen? JA! (und selbst das ist unendlich schwer und erfordert so viel Arbeit, Zeit, Mühe und Geduld) I SEE YOU.
Ich denke, das ist das Einzige, das wir immer wieder für uns tun können. Zu lernen, gut für uns selber zu sorgen, unsere Selbstliebe und Selbstfürsorge auf ein absurd hohes Level hochzuschrauben, um nichts mehr an uns ran zu lassen, das nur ansatzweise toxisch für uns ist.
Denn das, was wir als absurd hoch bewerten ist erst DER BEGINN von einer gesunden Beziehung.
Für uns unverstellbar, weil wir so weit unten angefangen haben, für andere das MINDESTE, worauf sie überhaupt aufbauen würden.
Ich habe selber die letzten Jahre nochmal so viel erlebt. Meine 10-jährige-Beziehung lief aus. Danach habe ich nochmal zwei verschiedene Bindungserfahrungen gemacht, wo ich ebenfalls spürte, dass das nicht das ist, wonach ich mich sehne, sondern wieder nur eine Reaktivierung meiner alten Bindungsmuster, die mir gelernt wurden. Ich war sehr achtsam und wachsam. Habe versucht, so wach wie nur möglich da rein zu gehen, und ich finde, ich habe es auch super gut gemeistert. Dennoch hat es weh getan. Wieder diese schmerzhaften Erfahrungen zu machen, die immer nur diese Wunden verstärken und vertiefen und dadurch nicht heilen können, weil sie immer wieder aufgerissen werden.
Das TUT VERDAMMT WEH! Deshalb bin ich der Meinung, dass es so so so wichtig ist, sich vor allem als traumatisierter Mensch beobachten zu lernen. NICHT MEHR DEIN SCHMERZ zu sein. Sondern den Schmerz lernen, zu beobachten. Deine WUNDEN kennen zu lernen, sie versorgen zu lernen, DISTANZ rein zu bringen zwischen deinem Trauma und Dir: denn das ermöglicht dir, diese wiederkehrenden Bindungserfahrungen mit unterschiedlichsten Chamäleons zu erkennen, zu beobachten, zu reflektieren und auch dann deine Grenzen zu setzen und vor allem: zu gehen.
Wenn du das lernst, BIST du nicht mehr in deinem TRAUMA.
Du identifizierst dich nicht mehr mit deiner TRAUMA-REALITÄT, die sich immer wieder vor deinen Augen wie von selbst kreiert, sondern du lernst immer schneller zu erkennen, dass schon wieder der selbe Film mit anderen Schauspielern läuft und gehst von der Bühne - ohne Applaus. Weil es nichts zum Klatschen gibt. Es ist einfach nur traurig, was wir immer wieder erleben - durch unser Bindungstrauma. Beklatscht zu werden ist da fehl am Platz. Es ist einfach nur erdrückend und traurig, dass wir immer wieder so einen Mist durchleben und durchfühlen müssen. Ohne gefühlte Aussicht auf Veränderung. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich schon NEIN gesagt habe zu Menschen, Jobs, Situationen, Beziehungen, die immer und immer wieder die selben Bindungsmuster repräsentieren, die ich aus meiner Kindheit kenne. Manchmal hab ich das Gefühl, ich weiß gar nicht mehr, wie sich ein JA anfühlt, weil ich einfach so gut wie nie JA sagen kann. Es ist gut, NEIN sagen zu können, denn auch das ist ja etwas, was wir Menschen mit Bindungs- und Entwicklungstrauma nie durften. Wir mussten ja überleben - uns an Menschen binden, die uns abwerteten, erniedrigten, vernachlässigten und ausstoßten. Wir mussten ja dort bleiben, solange wir nicht selber leben konnten. Und wisst ihr, was noch hinzukommt: Gerade Menschen, die so schlecht behandelt wurden, haben erst recht Schwierigkeiten damit, auf eigenen Beinen zu stehen, heißt: genau die Menschen, die am DRINGENSTEN von dem Ort weg müssen, der sie jeden Tag ein Stückchen kränker macht, hängen am meisten an diesem Umfeld. Wieso? Weil Menschen erst durch eine GESUNDE BINDUNG eine GESUNDE AUTONOMIE entwickeln können.
Weil Menschen erst in die Exploration gehen, wenn sie eine BASIS von gesunder BINDUNG erfahren haben.
Sich abnabeln, weg gehen können, autonom leben können, ist erst auf eine natürliche und gesunde Art richtig möglich, wenn man gesund aufgewachsen ist und gut gebunden war. Nicht parentifiziert wurde. Nicht Exploration durch Bindungsverlusterfahrungen unterdrückt wurde. Gerade Menschen mit Bindungstrauma haben ja Probleme damit, weg zu gehen, WEIL sie die Erfahrung machten, dass sie nicht gehen dürfen, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Dass sie sich nicht selber entdecken und entwickeln dürfen, weil sie so sein müssen, wie ANDERE das vorgeben und denken, dass es richtig ist. Gerade Menschen mit Bindungstrauma haben das Problem, nicht eine gesunde Basis zwischen Autonomie und Bindung erspüren zu können, weil sie noch nie eine gesunde Bindung hatten, um eine gesunde Selbständigkeit leben zu können. Und gerade DIESE MENSCHEN können aber im Kern nur dann gesund werden, WENN sie gehen.
Verstehst du den Teufelskreis, in dem sich diese Menschen bewegen? Hinzu kommt finanzielle und materielle Armut, die es erschwert, auf eigenen Beinen stehen zu können. Die einem immer wieder glauben lässt, dass man in das ungesunde Umfeld zurück gehen sollte oder sich an einen Partner oder eine Partnerin binden sollte, die nicht gut für einen ist, weil man gelernt hat, dass Bindung so funktioniert: dass man an jemanden gebunden ist, um überleben zu können, der eigentlich im Kern dafür zuständig ist, dass man krank ist und diese Probleme überhaupt hat.
Wenn Eltern nicht die Verantwortung dafür übernehmen oder übernehmen können für das Leben, das sie in die Welt gesetzt haben, können sie diesem Wesen keine BASIS mitgeben, damit das Kind in der Welt gut überleben und leben kann. Das Kind KANN sich nicht entwickeln. Es hat keine Chance. Weil die Entwicklung von der BASIS abhängig ist, die es mitbekommt. Man kann sein BESTES geben. Ja. Aber die BASIS lässt sich nicht mal eben verändern. Wo wir beim nächsten Punkt sind: Der Annahme, dass alle die gleichen Chancen haben, wenn sie sich nur genug anstrengen. Das ist so eine diskriminierende und absurd hochnäsige Aussage, dass mir schlecht dabei wird, wenn ich sie nur schreibe: armen Menschen, die ihr Leben lang nichts anderes machen wie verzichten, ums Überleben zu kämpfen und immer auf allen Ebenen ihres DASEINS im Minus sind und dennoch irgendwie versuchen zu überleben, weit weg sind vom Leben selbst, das Gefühl zu geben, dass sie sich nicht genug anstrengen würden, ist so was von ekelhaft und schlimm, dass ich gar nicht mehr weiß, welche Worte ich dafür verwenden soll. Lass dir bitte nie wieder von einem Menschen, der so was äußert, einreden, du würdest dich nicht genug anstrengen. Gerade Menschen mit Bindungs- und Entwicklungstrauma kämpfen nur. Genau das ist das Problem. Sie kämpfen nur - auf allen Ebenen - emotional, finanziell, psychisch. Meistens kämpfen sie um eins: um Gesundheit als Basis. Menschen zu unterstellen, sie hätten die gleichen Chancen wie Menschen, die eine absolut privilegierte Basis mitbekommen ist schlicht und ergreifend unmenschlich, falsch und einfach nur inakzeptabel. Und nein, wir sind auch nicht unseres Glückes Schmied. Wir müssen so viel tun, um überhaupt GESUND zu sein, dass wir von Glück weit entfernt sind. Glück ist etwas, das viel damit zu tun hat, dass man schon alle Bedingungen mitbekommen hat, die dafür sorgen, dass ein Rahmen da ist, in dem man erblühen kann.
Es ist nicht schwer zu blühen, wenn der Topf, die Erde, der Dünger, das Gießverhalten des/r Besitzers:in und der Stellplatz passt und der Pflanze immer wieder gesagt wird, was sie ist und wie viel sie wert ist.
Aber was ist mit Menschen, die weder einen Topf, noch als Kind die Möglichkeit hatten, zu erkennen, dass sie nicht nur Dreck sind, weil sie nie einen liebevollen Spiegel hatten oder Leistungsmaschinen, die nur dann etwas bekamen, wenn sie genug machten oder "brav" genug waren? Dessen Erde nie aufgefüllt wurde, sie gar keine bekamen, weil sie zu "böse" und "unartig" waren, sie unregelmäßig gegossen wurden, weil andere der Meinung waren, dass sie sich wieder nicht anständig genug verhalten hätten, um bedingungslos mit Grundbedürfnissen versorgt werden zu dürfen? Wo immer dann, wenn du gerade dabei bist, mit dem bisschen, das du an Nährstoffen gesammelt hast, ein Blatt zu bilden und es dann im nächsten Moment abgerissen wurde, weil jemand heute halt schlecht drauf war und dich als Projektionsfläche für seine unangesehenen Emotionen missbraucht hat und du alles abbekamst, weil du halt grad da warst - in seinem Haus, seiner Wohnung, seinem Ort, wo du geduldet warst, wenn Du so warst, wie er oder sie dich haben wollten - aber nur an den guten Tagen. Menschen, die nur das Negative in dir sahen und dich als Mülleimer für jegliche Probleme ihres unaufgeräumten Lebens missbrauchten?
Würdest du dann immer noch sagen, jeder hat die gleichen Chancen, wenn er sich nur genug anstrengt?
Ich finde, wir sollten alle mal den Ball flach halten und erkennen, was Menschen durchmachen, die vernachlässigt wurden und eine absolut grauenvolle und toxische Basis zum Überleben mitbekommen haben. Vielleicht auch ein wenig mehr helfen und unterstützen, statt diesen Menschen das Überleben wieder, so wie sie es gewohnt sind, sich selbst zu überlassen. Bisschen weniger blöde Sprüche von privilegierten Menschen und ein wenig mehr Demut der Ungerechtigkeit dieser Welt wären angebrachter.
Menschen mit Bindungs- und Entwicklungstrauma geht es scheiße. Sie erleben trotz vieler Arbeit an sich selber immer wieder, dass sie Partner oder Partnerinnen in ihre Realität ziehen, die immer wieder dieselben Muster reaktivieren. Das ist richtig schmerzhaft. Das tut richtig weh. Und wenn du dann noch, so wie bei mir auch, nicht nur auf der Bindungsebene richtig viel Mist mitbekommen hast sondern auch noch finanzielle Grundprobleme, berufliche Absurditäten, einen absolut unerklärbar tiefen Selbstwert, keine Möglichkeit, Grenzen wahrzunehmen und zu artikulieren, weil man gelernt hat, dass es gefährlich ist, Grenzen zu setzen, die eigene Meinung zu äußern oder Bedürfnisse, die man ausspricht, erst Recht nochmal drei Tage ignoriert werden, weil andere dies als "frech" beurteilen, dann ist die Scheiße richtig am dampfen. Und in so einem Feld zu überleben, das verdient keinen Applaus. Das ist einfach nur tiefe Erschöpfung und der Wunsch, dass es endlich aufhört - dieses Leben. Diese Realität und diese Art des Lebens, das für einen selber "normal" ist.
Menschen, die keine Kraft mehr haben, morgens aufzustehen, haben keinen guten Grund, morgens aufzustehen. Weil der Rahmen beschissen ist, in dem sie leben.
Und selbst für die, die sich anstrengen, an sich "arbeiten", und versuchen wirklich da raus zu kommen, aus dem Kreislauf dieser beschissenen Umstände, ist es kaum möglich, endlich in eine neue Lebensrealität zu finden, weil sich das Trauma immer und immer wiederholt.
Gestern hatte ich noch den Satz im Kopf: "Mich wundert es nicht, dass wir traumatisierten Menschen so sehr dissoziieren müssen und so wenig Bock haben, wirklich in unserem Körper zu sein. Wer will schon in so einer verkörperten Realität leben? Und dass wir solche Probleme damit haben, bei uns zu sein, uns zu spüren, wieso wir flüchten, in andere Realitäten, uns ständig einen anderen Körper wünschen (Projektion dieser Themen auf unseren Körper). Wir lehnen diesen Körper nicht ohne Grund ab, sondern haben genug gute Gründe, ihn abzulehnen. Und das spüren wir jeden Tag - kein Wunder dass wir Menschen bewundern und zusehen, die es leichter hatten als wir, privilegiert groß geworden sind, Bindung und Nähe leben dürfen, gegossen und gedüngt wurden und jeden Tag diesen Schmerz in uns reaktivieren, was wir für ein Los gezogen haben. Das tut weh, und es kostet enorme Kraft, so stark zu sein, das zu fühlen und zu spüren, was hochkommt, wenn wir in unserem Körper landen und ankommen und merken, wo wir wirklich stehen.
Diesen Schmerz, diesen Körper, diese Zustände und Umstände halten zu lernen, ist so unfassbar anstrengend. Sich trotzdem für das Leben zu entscheiden und jeden Tag weiterzumachen, das ist einfach nur krass.
Ich wünsche dir Heilung.
Menschen, die dir spiegeln, dass du es wert bist, zu existieren und zu leben.
(Ich weiß, unvorstellbar für uns)
Einen neuen Spiegel der Bindung und Nähe.
Einen Menschen, der dir zeigt, was Geborgenheit, Nähe, Beziehung und Freundlichkeit ohne Trauma bedeuten können und ein Leben, das mehr ist als ein ständiger Überlebenskampf um Grundbedürfnisse.
In dem Sinne.
Entdecke, wer Du immer schon warst.
Love. MarinJa
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